Rang 10. für Anna und Rang 17. für Silvan

Eine Zusammenfassung des Renntages von Roman Wiederkehr

Der Sonntagmorgen lockte mit leichtem Niederschlag und milden Temperaturen aus dem Schlafgemach auf dem Zeltplatz, direkt von Zuhause oder einer Behausung mit Dach in der unmittelbaren Umgebung des Renngeschehens. Mitten in den Vogesen, rund zwei Autofahrstunden von Olten entfernt, sollte heute ein fahrradtechnisches Feuerwerk in den wunderschönen Mischwäldern rund um Sainte Marie aux Mines abgebrannt werden. Als finaler Abschluss der Rennvorbereitung liess Silvan der versierteste Fahrer im Feld des BCO seiner Weltcuperfahrung freien Lauf und wechselte den am Vorabend akribisch ausgeklügelten Laufradsatz von 29″ V / 27.5″ H mit der Bereifung Shorty / Shorty schlussendlich auf eine Kombination 29″ V / 29″ H mit Bereifung Shorty / Minion DHF. Diese Massnahme liess den ahnungslosen Aussenstehenden eindeutig darauf schliessen, dass ein eher trockener Tagesverlauf bevorstand und die Streckenführung eher schnell und rund gelegt sein wöllte.

Um 9 Uhr wurden im Wettkampfzentrum die Startnummern mit Kabelbindern sicher am Lenker fixiert und der Zeitmesschip am linken Handgelenk beim Startbogen aktiviert. Über 400 Athletinnen und Athleten, vorwiegend französischer Nationalität, waren gemeldet. Entsprechend dem fahrerischen Können wurde in inverser Reihenfolge gestartet – Beginnend beim Wochenend-Warrior, zum Feierabend-Hacker, bis hin zum Trail-Shredder und schlussendlich zum filigranen Enduroprofi wurde das Feld durchnummeriert. Das Gruppetto Berbalk, Hlobil, Marfurt und Wiederkehr, wie auch die beiden weiteren Schweizer Küchler und (Stefan) Burger, nahmen das Wettkampfgeschehen zusammen in Angriff. Aufmerksame Leser haben richtig gelesen – so wurde durch die feine französische Bürokratie aus Schwarz-Rot-Gold kurzerhand ein weisses Kreuz auf rotem Grund. Das ganztägig andauernde strahlen im Gesicht von Marci war unverkennbar – für einmal unter der Flagge einer grossen und erfolgreichen Mountainbike-Nation zu starten war für ihn eine ausserordentliche Ehre.

Das Rennen organisiert unter den erfahrenen Fittichen der Enduro Legende Jerome Clementz führte über einen wunderschönen und verspielten Kurs von 38 km und 1600 hm. Gegen das elektronische Chronometer wurde auf 4 abgesperrten und mit Streckenposten gesicherten Stages gefahren. In Abständen von 20 Sekunden auf den Vordermann / die Vorderfrau gaben die Enduristen ihrem Material und / oder ihnen selbst saures. Für einmal den Zeigefinger offen zu lassen, für einmal auf Trails zu fahren bis zum Tunnelblick und darüber, während 3 bis 6 min vollständig eintauchen in eine der faszinierendsten Sportarten – unbezahlbar (stimmt nicht ganz, für 50 Euronen Startgeld für jedermann kaufbar). Dies Forderte jedoch auch seinen Tribut – so berührten in Stage 2 gleich drei Fahrer des BCO durch die unsägliche Fahrweise ungewollt den Waldboden. Die mehrheitlich trockenen Verhältnisse durch den Tag halfen freilich weitere mechanische Einwirkungen auf das getragene Textilien zu vermeiden. Silvan Marfurt überzeugte auf ganzer Linie und glänzte mit einem starken Rennen. Gezählt wurde nicht in Sekunden, sondern in Anzahl überholter Fahrer. Erzählungen zufolge wurde er durch Streckenposten tunlichst aufgefordert, sein Tempo zu drosseln und der Physik zu gehorchen. Die «Young Gun» Patrik Hlobil gab den Tarif deutlich durch, dieser Mann gilt es in Zukunft zu schlagen. Trotz malträtiertem Schaltwerk auf der letzten Stage zeigte er ausserordentliche Zeiten, ein Fahrer der Extraklasse. Marcel Berbalk lieferte ein gewohnt starkes Rennen ab, musste er auch, schliesslich war er für die Schweiz am Start. In einem Sturz beinahe von seinem eigenen Carbonlenker ausgeknockt liess er bis zum Rennschluss den anderen Rennteilnehmern nur sporadisch von seinen Schmerzen teilhaben. Und dann war noch der Berichteschreiber, welcher gut dreiviertel seiner bisherigen Zweiradkilometer auf der Strassenmaschine verbrachte. Dies zeigte sich zum einen teils schmerzlich für ihn selbst in den Abfahrten, anderseits qualvoll für alle anderen in den Transfers zwischen den Stages. Auch die weiteren BCO Mitglieder Anna Eberhard, Emiliano Surballe und Kane Chandler fuhren jeweils beherzte Rennen. Die individuellen Rennberichte sind mir zwar leider nicht geläufig, die Resultate sprechen aber für sich. Das nächste Rennen der Cannondale Enduro Tour wird an Pfingsten ausgetragen. Rennen, von denen noch lange gesprochen und erzählt wird.

Zum zweiten Mal machte die Enduro World Series in Madeira einen Zwischenhalt. Madeira ist bekannt für seine wunderschöne Flora und Fauna, atemberaubende und abwechslungsreiche Landschaft und gilt auch deshalb als eine beliebte Wanderdestination. Die ganze Insel ist extrem hüglig und es geht eigentlich immer nur hoch oder runter =). Es liegt somit auf der Hand, dass sich hier auch einiges für uns Biker bietet. Im Gebiet zwischen Funchal und dem Pico Aerio, dem höchsten Punkt der Insel, bietet sich ein riesiges Netzwerk an Biketrails.

Für mich war es bereits der dritte Besuch auf der traumhaften portugiesischen Insel und ich freute mich riesig auf meinen ersten Weltcup der Saison. Meine Erwartungen an mich selbst waren natürlich wie immer hoch. Dennoch habe ich mir vorgenommen, das Rennen als Standortbestimmung zu nutzen und nicht irgendwelche Resultate als Ziel zu nehmen.

Ausgangspunkt für die zwei Renntage war Machico im Osten der Insel. Die Strecken waren wie immer sehr abwechslungsreich und dieses Mal durch die trockenen Verhältnisse mit einer teils tiefen Staubschicht überzogen. Folglich waren die Trails sehr rutschig und damit keine einfache Aufgabe für uns Fahrer. Aber wir befinden uns hier ja auch am Weltcup nicht? ;). Nach den zwei Trainingstagen fühlte ich mich bereit fürs Rennen.

Raceday 1

Nach einem etwas verhaltenen, aber guten Lauf auf der Stage 1 war ich im Rennen angekommen. Durch die vielen technischen und felsigen Abschnitte auf der Stage 2 war die Linienwahl extrem wichtig. Ich hatte meine Linien im Kopf und wusste, dass man hier besser etwas unter dem Limit fährt. Kurz nach dem Start bin ich unglücklicherweise aus dem Klick gefallen und beim wieder einklicken habe ich mit dem anderen Pedal ein Stein touchiert was einen gröberen Sturz über den Lenker nach sich zog. Dabei habe ich mir meinen Helm zerstört und sehr viel Zeit eingebüsst. Ich konnte aber zum Glück weiterfahren und auf dem Rest der Stage hat alles gepasst. Im Ziel war ich mir aber nicht sicher, ob ich das Rennen beenden kann. Den letzten Anstieg zur Stage 3 habe ich aber gemeistert und konnte den Umständen entsprechend einen soliden Lauf zeigen. Am Schluss des Tages lag ich auf dem 87. zwischen Rang. Nach dem Rennen legte ich mich umgehend hin um meinem etwas durchgeschüttelten Kopf möglichst viel Ruhe zu gönnen.

Raceday 2

Nach etwa zehn Stunden Schlaf fühlte ich mich etwas besser und ich nahm den zweiten Tag in Angriff. Auf der ersten Stage, der «Gambleline» fuhr ich aber sichtlich noch etwas neben der Spur. Trotzdem kam ich aber einigermassen flüssig durch. Im Verlauf des Renntages fühlte ich mich immer besser und es machte wieder richtig spass die tollen Trails zu shredden. Durch einen kleine Fahrfehler bin ich zwar auf der Stage 6 noch gestürzt, aber ansonsten war ich nun definitiv zurück im Rennen. Die Queenstage «Boca do riscu» lief mir super und auch auf der letzten Stage konnte ich nochmals eine top Leistung abrufen.

Am Ende konnte ich mich doch noch auf den 80. Rang verbessern. Mental war es nicht einfach am zweiten Tag zurück ins Rennen zu finden. Somit bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Es steht für mich aber noch etwas Arbeit an =).